Marion Ruthardt

Es ist noch gar nicht lange her, da war es sehr schwierig, die Einkaufscenter zu überzeugen, daß Strassenmalerei im Center eine gute Sache wäre. Die Berührungsängste waren groß . Nun hat sich das plötzlich geändert,  jetzt ist es „modern“- jeder möchte eine 3d Ausstellung haben, obwohl teilweise die Agenturen oder Center Manager gar nicht wissen, worum es geht. Deshalb  habe ich eine Informations Seite zusammen gestellt

Zuerst eine Bemerkung in eigener Sache: ihr lieben Manager und Agenturen, wir Künstler sind voll motiviert, ganz bei der Sache und malen oft von 9 Uhr morgens bis 20 Uhr abends. Aber die Bilder kommen aus unserer Seele, sind Ergebnisse kreativer Prozesse — das Ganze funktioniert nicht unter kommerziellem Druck . 

Bild oben entstand im City Center Langenhagen, 2012

 

Die Bilder werden nicht hin „gebeamt“ , oder per Photoshop eingefügt, sondern sie werden tatsächlich gemalt! Wir brauchen Farbe  und Eimer, es können Farbkleckse entstehen, wir malen uns selbst an, und es entsteht Müll.  (Obwohl wir uns natürlich nach Kräften bemühen, sauber zu arbeiten!) — Aber, der Prozess ist eindeutig sehr interessant für das Publikum. Erst verstehen sie nicht, was geschieht, dann ändert sich ständig etwas. Wir sind „lebende Bilder“ — die nach modernen, psychologischen Untersuchungen mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen, als hin geklebte Werbung. Überall gibt es die perfekten Fotos und Werbung, das Auge wird müde. Lebendige Menschen sind aber tatsächlich für Menschen immer noch das interessanteste, die Bewegung „fällt“ ins Auge. Also, lesen Sie mehr zum Arbeitsprozess

Bild links: East Gate, Berlin Marzahn

Selten ist es erlaubt, in Shopping Malls direkt auf den Boden zu malen. Das kann man umgehen, indem man voher einen Malgrund aufbringt. Das kann sein PVC , Folie oder Leinwand. Unser bevorzugter Malgrund ist Folie, Orajet 3164, denn sie entspricht voll und ganz den Brandschutzbestimmungen, ist selbstklebend und zu zweit gut zu verlegen. Außerdem ist sie rückstandsfrei zu entfernen. Nachteil: danach ist das Bild zerstört . Anders ist es bei PVC, es wird mit doppelseitigem Klebeband an den Boden gebracht, und das ist ein nervenzehrender Aufwand. Auch das Entfernen kostet Nerven, dafür bleibt das Bild erhalten, und kann mehrmals genutzt werden.                                                                                                        Eine andere Variante ist die traditionelle Leinwand, diese muß allerdings vor Ort stark fixiert werden, und dann erst mal grundiert. Es kann dann sogar einen Tag dauern, bis sie richtig getrocknet ist.  Und last -but-not least, für Kinderworkshops könnte man einfach eine Rolle Bitumen (Dachpappe ) auslegen

Foto rechts: Centro Oberhausen. Mit mehreren Leuten wird die Fläche von 30 x 4 m verlegt. Für den Flughafen München mußten wir 800 m² Folie verlegen, das dauerte den ganzen Tag….

Also: zum Malen brauche ich Farbeimer! Ebenso Pinsel, Plastikeimerchen, Wasser, Klebeband usw. Es ist wunderschön, wenn das Center Management mir einen verkleideten Tisch , oder Promotion Stand oder dergleichen bietet. Denn das Auto ist schon mit Material überfüllt, oft paßt kein Tisch mehr dazu.   

Links, sieht man den vorbildlichsten Tisch, zur Verfügung gestellt vom Luisencenter Darmstadt.    Rechts sieht man, wie es ohne Tisch aussehen kann. Zum Glück geschah dieses während des Aufbaus für die Ausstellung Top Secret, neben dem Centro Oberhausen. Zu dem Zeitpunkt gab es keine Besucher oder Zuschauer 

Sehr schlau ist es, den Malplatz ein-zu-zäunen, oder irgendwie ab zu grenzen. Denn Das Bild kann man nur vom Sichtpunkt aus „lesen“ , der ist ca 2 m vor dem Bild. Von anderen Stellen nicht. Besonders am Anfang der Malerei ist es ja für die Kunden nicht ersichtlich, warum sie nicht über eine weiße Fläche laufen sollten. Dabei könnten sie Farbe umwerfen, oder Vorzeichungen zerstören. Lustigerweise sind besonders ältere Leute, die vielleicht schon seid 20 Jahren den gleichen Weg durch das Geschäft gehen, schwer zu bremsen. — Hier in den Shopping Arkaden von Warschau, ein Werk welches ich mit Remko van Schaik gemalt habe 

Die Größe des Bildes sollte übrigens mindestens 4 x 6 Meter betragen, denn erst ab dieser Größe können sich Menschen realistisch in ein Bild einfügen. 3 x 6 Meter geht auch noch, aber kleiner macht wenig Sinn. Es ist auch möglich , kann auch witzig aussehen, aber ist eben keien richtige optische Täuschung mehr. Generell gilt, je größer, desto spektakulärer. Allerdings sollte der Standpunkt zur Positionierung der Zuschauer maximal bei 4 Metern liegen. Denn bis dort kann man sie noch gut auf dem Photo erkennen. Und Mensch gefällt ein Bild tatsächlich immer noch am Besten, wenn er selbst gut aussieht…….

Hier kann man deutschlich sehen, daß es nur EINEN Sichtpunkt  gibt. Dieser ist ca 2 Meter vor dem Bild. Das sollten die Einkaufscenter im Kopf behalten: denn erstens wird dieser Platz auch noch benötigt, zweitens sollte man gleich so planen, daß dort nicht ein Fluchtweg für die Feuerwehr ist, oder der Hauptstrom der Besucher. –Denn optimalerweise entsteht so eine Schlange! Hihi

Dieses Bild entstand 2013 in Sarasota, „Abraham Lincoln“ , unsere Idee zum Thema Veterans

Für ein dreidimensionales Bild 4 x 6 m  braucht man ca 3 – 4 Tage, es kommt auf die gewünschten Einzelheiten an. Je größer und je mehr Einzelheiten , desto mehr Zeit braucht man. Sind nur wenige Tage zur Verfügung, kann man zu zweit oder zu dritt malen, die Straßenmaler Familie hilft sich gegenseitig 

Ist das Bild fertig, kommt der „fun-part“ –der interaktive Teil.  Menschen können sich auf dem Bild fotografieren. Viele Fotos werden gemacht, deshalb wünschen sich die Kunden oft, daß ihr Logo/Branding im Bild auftaucht. So wird es automatisch viele Male geknippst, die Werbung ist günstiger und effektiver, als auf einem Werbeplakat. 

Es kommt natürlich auch dazu, daß Menschen, die auf dem Bild herum turnen, die Situation viel besser in Erinnerung behalten. Nicht umsonst gibt es sogar Religionen, in denen das auswendig Lernen der Regeln mit Bewegung verbunden wird. Das Lachen, die manchmal ungewohnten Stellungen bieten viel Unterhaltung.                                                       Sehr witzig zu beobachten ist auch, daß Zuschauer das Bild oft um so besser finden, je hübscher oder cooler sie selbst auf dem Foto erscheinen. Deshalb wird unsere Arbeit noch viele Jahre Sinn machen, nicht erst seid der Selfie-Zeit ist klar, daß Mensch sich immer für sich selbst interessiert. 

Bild links, Flora Fenne, ( Artistik) , auf unserem Bild für Wilhemshaven, 2018

Bild rechts — Kinderchen auf meinem Bild für Salzgitter, 2015–damals lernte ich, daß Salzgitter wie meine Heimat eine Stahlstadt ist

Dies ist eine sehr direkte Art, das Logo ein zu fügen.

Automatisch wird das Bild in den social Media   verteilt.  Schlau ist es auch, wenn die Kunden Promoter neben das Bild stellen, die die Menschen zum Fotografieren animieren. Denn tatsächlich sind besonders die Deutschen oft noch zu gut erzogen, von selbst trauen sie sich nicht auf das Bild, denn normalerweise läuft man ja nicht auf einem Kunstwerk herum.

Pommes McCain hat natürlich zusätzlich die gustatorischen und olfaktorischen Sinne angesprochen, auf gut Deutsch , es gab umsonst Pommes. Ein unvergesslicher Tag 

Frankfurt, Pommes frites McCain, 2014 

Das war ein perfekt vorbereiteter Kunde, die Postbank. 

Zum Bild mit dem Thema Star Wars  (Wand und Boden, auch viel besser) –gab es für die Zuschauer Kostüme, von Darth Vader und Jedi – Rittern, plus Laser Schwertern. So machte das posieren noch mehr Spaß. Auf dem Schild das Motto der Postbank. –Die Leute wurden auch von Promotern mit einer Sofort- Bild – Kamera fotografiert. Das fertige Bild in einen hochwertigen Umschlag getan, mit Informationen / Logo der Postbank

Effektiver kann man ein Bild kaum nutzen, es ist ja auch teuer.

Postbank, Champions 2011, Estrell Hotel Berlin

 

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